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Verbraucher wünschen sich mehr Transparenz.
Der Wunsch danach zu wissen, was genau im eigenen Essen steckt, ist also groß und die Tendenz klar steigend. Zwar wurden die rechtlichen Bestimmungen in den vergangenen Jahren immer strenger, wenn es um Kennzeichnungs- und Informationspflichten auf Produkten geht, vor allem auf Lebensmitteln, dennoch erachtet der Verbraucherschutz die aktuelle Gesetzeslage als unzureichend. Für alle Supermärkte sollte daher die Frage im Vordergrund stehen, wie sie zukünftig für mehr Transparenz sorgen können – und welche gesetzlichen Pflichten vielleicht in absehbarer Zeit eingeführt werden.
Aktuelle Gesetze zur Lebensmittelkennzeichnung
Der Wunsch nach mehr Transparenz geht einher mit einem gestiegenen Gesundheitsbewusstsein in der Bevölkerung. Aber nicht nur der eigenen Gesundheit zuliebe, sondern beispielsweise auch aus Nachhaltigkeitsaspekten oder dem Tierwohl wegen wünschen sich zahlreiche Verbraucher mehr Informationen über Herkunft, Qualität, Inhaltsstoffe & Co ihrer Nahrungsmittel – sowie weiterer Produkte, nicht nur im Supermarkt. Auch der Gesetzgeber ist diesbezüglich nicht untätig geblieben und hat daher im Jahr 2011 auf europäischer Basis die Lebensmittel-Informationsverordnung ins Leben gerufen und diese in den Folgejahren stetig erweitert. Sie enthält wichtige Vorgaben zu den Mindestinformationen, die auf Lebensmittelverpackungen ausgewiesen werden müssen.
Das bedeutet: Die Bezeichnung des Produkts muss unmissverständlich sein, alle enthaltenen Zutaten müssen angegeben werden, es gilt die 14 wichtigsten Allergen auszuweisen und die Pflichtangaben werden gut leserlich auf der Verpackung angebracht. Zu diesen Angaben gehören außerdem die Nettofüllmenge, die Firmenanschrift, das Mindesthaltbarkeitsdatum und weitere für die Verbraucher relevante Informationen wie die Nährwertkennzeichnung „Big 7“. Weiterhin gibt es strenge Vorschriften, wenn es um die verwendeten Materialien und Gegenstände geht. Alles, was direkt mit den Lebensmitteln in Berührung kommt, stellt schließlich eine potenzielle Gesundheitsgefährdung dar.
Siegel gewinnen für die Verbraucher an Bedeutung
In Europa genießen die Verbraucher also bereits eine grundlegende Sicherheit sowie Transparenz, wenn es um Lebensmittel oder weitere Produkte geht. Trotzdem seien die Informationen unzureichend, wird regelmäßig bemängelt. Immer mehr Käufer achten bei ihren Entscheidungen daher auch auf Siegel in all ihren Variationen. Das wird ebenfalls regelmäßig durch repräsentative Studien bewiesen und erneut ist die Tendenz steigend. Demnach steigt die Kaufwahrscheinlichkeit bei einem Produkt deutlich, wenn es durch ein Siegel ausgezeichnet ist. Je vertrauenswürdiger das jeweilige Siegel wahrgenommen wird, desto stärker ist dieser Effekt.
Einige Verbraucher sind sogar bereit, höhere Preise zu bezahlen, wenn sie aufgrund des Siegels von einer besseren Qualität überzeugt sind. Besonders wichtig ist vielen Kunden dabei Bio-Qualität, der Verzicht auf Gentechnik sowie das Tierwohl – je nach Produkt. Dennoch gibt es große Unterschiede, wie stark die Verbraucher unterschiedlichen Siegeln vertrauen. Während etablierte oder staatliche Siegel eine große Glaubwürdigkeit genießen, herrscht gegenüber privaten Siegeln eher Skepsis. Ein blindes Vertrauen besteht also nicht, was auch an den zahlreichen Skandalen sowie kritischen Stimmen in den Medien lag, die es in den vergangenen Jahren zu Siegeln und dem oftmals betriebenen „Greenwashing“ gab.
Zusätzliche Maßnahmen von Supermärkten
Die Informationen, welche die Hersteller selbst durch die Kennzeichnung und Siegel auf der Verpackung zur Verfügung stellen, reichen also vielen Verbrauchern noch nicht aus. Damit sind die Möglichkeiten der produzierenden Unternehmen aber zu weiten Teilen ausgeschöpft, ausgenommen vielleicht von Informations- und Imagekampagnen über (digitale) Medien. Das bedeutet, dass durchaus auch die Supermärkte in der Pflicht sind – oder hinsichtlich ihrer Umsätze davon profitieren können – wenn sie aktiv zur Transparenz beitragen. Viele Supermarktketten haben daher zusätzliche Maßnahmen ergriffen, um ihren Kunden die gewünschten Informationen zur Verfügung zu stellen. Aldi Süd, Aldi Nord, Lidl, Rewe und Kaufland haben beispielsweise eine Erklärung für mehr Transparenz in ihren Lieferketten unterzeichnet mit dem Ziel, mehr soziale sowie finanzielle Gerechtigkeit für die Erzeuger zu fördern.
Dafür werden die Lieferketten von der Plantage bis zum Lieferanten offengelegt, damit alle Verbraucher genau wissen, woher die Produkte stammen. Das ist bezüglich der Kaufentscheidung beispielsweise im Sinne der Nachhaltigkeit oder sozialen Gerechtigkeit wichtig. Der Wunsch nach mehr Transparenz fungiert also zugleich als Treiber für Fortschritte, wenn es beispielsweise um Menschenrechte geht, aber auch um weitere wichtige Themen wie das Tierwohl.
Auch immer mehr unabhängige Anbieter schalten sich ein
Als Zwischenfazit lässt sich somit festhalten, dass die Entwicklung in die richtige Richtung geht. Trotzdem wird es nicht ausreichen, sich auf die Freiwilligkeit der Hersteller oder Supermärkte zu verlassen, zeigt die Erfahrung. Zusätzlich braucht es mehr öffentlichen und politischen Druck, ebenso wie unabhängige Konkurrenz. Auch die Nachfrage nach solchen unabhängigen Angeboten für zusätzliche Informationen steigt nämlich stetig und setzt die Supermärkte hinsichtlich der Transparenz unter Zugzwang.
Dazu gehören beispielsweise Verbraucherportale, die einen wachsenden Zulauf verzeichnen, sprich immer mehr Kunden nehmen sich die Zeit, vor dem Einkauf im Supermarkt aktiv zu recherchieren und ihre Kaufentscheidungen an diesen Informationen auszurichten. Zudem erfreuen sich digitale Angebote wie QR-Codes auf den Verpackungen oder spezielle Apps für mehr Transparenz steigender Beliebtheit. Solche Apps gibt es mittlerweile mit verschiedensten Funktionen. Sie berechnen beispielsweise die Nährwerte und informieren darüber, wie gesund die Lebensmittel sind. Oder aber sie warnen vor gefährlichen Inhaltsstoffen, was nicht nur für Lebensmittel, sondern auch für andere Produkte wie Kosmetik gilt. Wieder andere Apps helfen dabei, das günstigste Produkt zu finden oder sie geben Informationen zu Inhaltsstoffen, die Allergien beziehungsweise Unverträglichkeitsreaktionen auslösen können. Damit ist die Liste an Beispielen noch lange nicht zu Ende…
Was könnte die Zukunft bringen?
Es gibt also bereits eine Vielzahl solcher Apps, die sich erfolgreich am Markt etabliert haben. Denn die Nachfrage ist da und auch das Angebot wächst stetig. Zahlreiche Startups versuchen deshalb derzeit, für die Nutzer den Lebensmitteleinkauf via App transparenter zu machen. Nicht alle von ihnen werden sich langfristig durchsetzen, doch mit Hilfe von Apps einzukaufen, wird in Zukunft vermutlich eher die Regel als die Ausnahme sein. Das gilt vor allem, solange die gesetzlichen Anforderungen im Bereich der Transparenz als unzureichend empfunden werden. Hersteller und Supermärkte können daher punkten, wenn sie diesen Trend proaktiv mitgehen und entsprechende Informationen selbst zur Verfügung stellen, beispielsweise durch die bereits erwähnten QR-Codes auf den Verpackungen. Lidl hat das bereits begriffen und sich diesbezüglich als Vorreiter am Markt positioniert. Wichtig ist daher für Supermärkte auch, nicht nur die Bedürfnisse der Kunden zu erkennen, sondern ebenso die technischen Potenziale, um diese optimal zu erfüllen.
Trotzdem: Ein verbraucherpolitisches Entwicklungsland
Dennoch wird Deutschland von Verbraucherschützern nach wie vor als verbraucherpolitisches Entwicklungsland bezeichnet. Bestehende Gesetze erweisen sich als unzureichend und die Freiwilligkeit der Hersteller sowie Supermärkte hat ihre Grenzen. Es ist deshalb unerlässlich, trotzdem auch auf einer politischen Ebene anzusetzen und endlich das zu gewährleisten, was sich so viele Menschen wünschen: mehr Transparenz in den Supermärkten. Aus diesem Grund ist zu erwarten, dass zukünftig weitere rechtliche Vorgaben entstehen werden, um den Käufern mehr Informationen als Entscheidungsgrundlage bereitzustellen. Das ist schließlich auf einer weiteren Ebene wichtig, um übergeordnete Ziele wie ein größeres Gesundheitsbewusstsein oder mehr Nachhaltigkeit beim Konsum zu erreichen. Nur durch Informationen wird es also realistisch sein, ein tatsächliches Umdenken in der Gesellschaft anzuregen und auf die Eigenverantwortung der Bürgerinnen sowie Bürger zu pochen, wenn es um Themen geht, die das Kollektiv betreffen.
Fazit:
Um nicht länger trotz Fortschritt und Vorbildrolle in anderen Bereichen ein verbraucherpolitisches Entwicklungsland zu bleiben, sind in Deutschland in den kommenden Jahren also Maßnahmen auf mehreren Ebenen erforderlich, die wie Zahnräder eines Uhrwerks ineinandergreifen. Dazu gehören gesetzliche Bestimmungen auf der einen Seite, aber auch Eigenverantwortung der Supermärkte sowie Hersteller auf der anderen Seite. Zudem müssen die Verbraucher selbst aktiv werden und sich informieren, schließlich bieten digitale Technologien wie das Internet oder Apps dafür immer mehr Möglichkeiten. Die Gesamtheit dieser Maßnahmen könnte dann unterm Strich endlich zu der gewünschten Transparenz im Supermarkt führen. Ob oder wann das der Fall sein wird, lässt sich jedoch zum aktuellen Zeitpunkt schwer vorhersagen und bleibt abzuwarten. Zumindest kann und sollte aber jeder seinen Beitrag leisten, um Druck auf die verantwortlichen Akteure wie die Politiker, Unternehmen sowie Supermärkte aufzubauen.
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