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LEH im digitalen Dornröschenschlaf?

Dieser Beitrag ist Teil 1 von 12 in der Serie Amazon

Wenn der uns aus dem Dornröschenschlaf wach küsst, tut es weh.

Habt Ihr schon mal ein Bild von AMAZON-Gründer Jeff Bezos gesehen, auf dem er nicht grinst? Nun ja. Bei einem aktuellen Börsenwert seines Unternehmens von 570 Mrd. Dollar und einem pure player Online-Umsatz von 136 Mrd. US Dollar kann man das verstehen. Hinzu kommt ein Umsatzanteil von etwa 45 Prozent am gesamten Online-Umsatz in den USA.

Damit trägt AMAZON wesentlich dazu bei, dass die Shopping Malls und Warenhäuser in den USA zur vom Aussterben bedrohten Rasse gehören. Doch seine Krakenarme reichen weiter. Denn mit nahezu der gleichen Wucht hat AMAZON den deutschen Online-Markt überrannt. Das Leben der stationären Geschäfte ist damit deutlich schwerer geworden. So hat sich die Anzahl der Neueröffnungen im Center-Bereich von durchschnittlich 10 pro Jahr vor 2016 auf gerade einmal drei im Jahr 2016 verringert. Während wir alle gebannt auf AMAZON starren, merken wir gar nicht, welches Faß gerade ALIBABA im Osten aufmacht. Insider sprechen davon, dass der größte chinesische Onlinehändler am letzten black friday in 24 Stunden mehr Umsatz gemacht hat, als AMAZON in einem Monat.

Was geht das den LEH an?

Obwohl der restliche Handel zittert, wähnen wir uns auf der sicheren Seite und schlummern scheinbar im Dornröschenschlaf. Geht der Online-Umsatz-Anteil im gesamten Einzelhandel stramm auf die 20 Prozent zu, beträgt er im LEH-Bereich  ja nur 1,5 Prozent und 2,5Prozent. Doch wie sieht es in Zukunft aus? Während der klassische Onlinehandel weiterhin Zuwächse von jährlich bis zu 10 Prozent erwartet, spricht man im LEH-Bereich von mindestens der doppelten Zuwachsrate Also von stolzen 20 Prozent und mehr.  Und wer treibt das alles voran? Nicht zuletzt AMAZON mit AMAZON fresh. Ihr wißt schon, die mit dem grinsenden Chef. Doch hier sollen auch einmal die Kollegen von REWE lobend erwähnt werden. Die halten wenigstens mit ihrem Online-Lieferservice tapfer dagegen.

Was kann AMAZON besser?

Diese Frage traut man sich kaum zu stellen. Geht es doch hier um unsere Kernkompetenz. Um den Lebensmitteleinzelhandel. Um das Geschäft, aus dem heraus führende deutsche Unternehmen mit Milliardenumsätzen wie ALDI, EDEKA, REWE und nicht zuletzt die Lidl/Schwarz Gruppe entstanden sind. Was soll uns da dieser amerikanische Bücherversender vormachen?

Ganz einfach: Wir denken darüber nach, was wir dem Kunden anbieten und wie wir es ihm zur Abholung bereit stellen. AMAZON denkt pausenlos darüber nach, was der Kunde will und wie man es zu ihm bringt. Und dabei ist es völlig egal, ob es um Bücher, Computer, Angelhaken oder frischen Fisch geht. Mit einem riesigen Forschungs- und Entwicklungsetat werden pausenlos Daten gesammelt und miteinander korreliert. So lange, bis man genauestens über Wünsche, Einkaufsverhalten und Lebensumstände eines jeden einzelnen Kunden Bescheid weiß. Gleichzeitig wird unentwegt weiter an Logistikprozessen gefeilt, bis irgendwann auch das leidige Problem der letzten Meile gelöst ist.

Mut und langer Atem

Es wird immer wieder Neues gewagt und ausprobiert. Ob Anlieferung per Drohne, an den Arbeitsplatz oder in´s parkende Auto. AMAZON testet es und schickt den Menschen sogar die Ware per Boten, der einen Zugangscode zur Haustüre hat, in´s Haus. Klassische Geschäftsfelder werden verlassen. Schon längst hat der Online-Gigant ein Auge auf den stationären Handel geworfen. Ironischerweise wird als erstes ein Buchladen eröffnet. Dann wird der US-Biohändler Whole Foods für rund 13,7 Mrd Dollar gekauft und jetzt in Seattle der erste Supermarkt ohne Kassen eröffnet. Die deutschen Handelsriesen starren auf den Cent und geben schnell wieder auf, wenn ein Projekt nicht sofort Gewinn abwirft. Wie kürzlich erst KAUFLAND .  AMAZON kann auf seine schier unerschöpflichen Kapitalreserven zurückgreifen und auch mal was den Bach runter gehen lassen. Erfolg dauert halt manchmal etwas. 1995 wurde das erste Buch bei AMAZON verkauft. Heute sind über 500 Millionen Produkte gelistet.

Der Dornröschenschlaf muss ein Ende haben.

Was passiert, wenn man dem munteren Treiben des grinsenden Amerikaners tatenlos zusieht, davon kann der Einzelhandel bereits ein trauriges Lied singen. Dass der Lebensmitteleinzelhandel bereits im Visier von Jeff Bezos ist, daran dürfte kein Zweifel mehr bestehen. Mit seinen Aktivitäten in Berlin, Hamburg und München zeigt AMAZON, dass der deutsche Markt als durchaus spannend und lukrativ angesehen wird. Jetzt gilt es dagegen zu halten. Mit all der Erfahrung, die wir im LEH haben. Sowie mit all unserem Wissen um unsere Kunden und deren Wünsche und Gewohnheiten. Mit all unseren menschlichen und finanziellen Ressourcen. Vor allem aber mit dem Mut zu neuem Denken und langem Atem.

 

Die Spannung steigt, in den nächsten Jahren wird sich im LEH viel verändern, wir helfen euch gerne www.retail-profiling.de.

Vortrag Frank Lehmann

 

Fotos: Archiv Supermarkt-Inside.de

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