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LEH-Azubis – Supermärkte und Discounter können als Ausbildungs- und Arbeitsorte für sich einen Vorteil ins Feld führen, den kaum ein anderes Berufsbild bieten kann:
Die allermeisten jungen Menschen hatten damit schon umfassenden Kontakt mit dem LEH, lange bevor sie Praktika machten oder Ausbildungsmessen besuchten. Im Vergleich mit sehr vielen anderen Unternehmen sind deshalb vom ersten Arbeitstag an die Berührungsängste und unbekannte Faktoren sehr viel geringer. Dennoch birgt der Beginn einer Berufsausbildung im Allgemeinen und der im Lebensmitteleinzelhandel im Speziellen einige Besonderheiten. Auf den folgenden Zeilen verraten wir deshalb frischgebackenen Auszubildenden und solchen, die es werden wollen, sieben wichtige Kniffe für den Arbeitsalltag im Lebensmitteleinzelhandel.
Der Kunde ist wirklich noch König
Im LEH zu arbeiten, bedeutet nicht weniger, als dem Kunden durch eine Dienstleistung dabei zu helfen, Waren des täglichen Bedarfs und somit die wichtigsten Produkte überhaupt zu kaufen. Insofern sind Auszubildende ebenso wie ihre ausgelernten Kollegen tatsächlich extrem wichtige, buchstäblich „systemrelevante“ Personen. Denn kurzum: Wie man sich den Kunden gegenüber gibt, so werden diese die Dienstleistung und darüber hinaus auch das gesamte Einkaufserlebnis empfinden.
Vergleichbare Waren aus dem LEH-Sortiment gibt es heute überall. Gerade im regionalen, heimatnahen Lebensmitteleinzelhandel zählt jedoch für viele Kunden in besonderem Maß die Art und Weise, auf die sie behandelt werden. Ergo: Kunden zu helfen bedeutet nicht, ihnen gnädig einen Gefallen zu erweisen, sondern im richtigen Sinne seine Ausbildungspflichten zu erfüllen.
Kunden sind diejenigen, die das Geld einbringen. Je besser jeder Mitarbeiter sie behandelt, desto mehr Umsätze werden die Kunden einbringen. Diesen Kreislauf sollte kein Azubi jemals vergessen und deshalb immer proaktiv handeln; nicht erst, wenn ein Kunde mit „Entschuldigen Sie…” an ihn herantritt.
Erst einmal die Freizeit herunterschalten
Die Schulzeit ist von gut vorhersagbaren und vergleichsweise kurzen Arbeitszeiten geprägt. Vormittags und mittags Schule, Hausaufgaben und danach jede Menge Zeit für Freunde und Hobbies. Nicht, dass die Supermarkt-Ausbildung dafür keine Zeit mehr ließe, aber dennoch zu anderen Zeiten.
Es beginnt bereits mit der in vielen Lebensmitteleinzelhändlern nötigen und selbst für minderjährige Azubis legalen Schichtarbeit; meist ergänzt um Samstagsarbeit. Das alles wird sich nicht nur fundamental von der Schulzeit unterscheiden, sondern auch von den Arbeitszeiten anderweitig lernender Freunde. Hinzu kommt die meist als größer empfundene Belastung an jedem einzelnen Arbeitstag im Vergleich mit der Schule.
Zumindest in den ersten Arbeitswochen sollte deshalb die Freizeit erst einmal heruntergeschaltet werden, um sich an den fundamental neuen Lebensrhythmus zu gewöhnen. Nicht zuletzt gilt dies für die Schlafenszeit. Selbst, wenn in den allermeisten Märkten nur Früh- und Spätschichten anstehen, so muss der Körper dennoch lernen, damit umzugehen. Das alles sollte genügend Zeit bekommen, bevor versucht wird, dem Freizeitleben ebenfalls einen neuen Rhythmus zu geben.
Arbeitssicherheit ernstnehmen
Der Lebensmitteleinzelhandel mag auf den ersten Blick wie ein Arbeitsort wirken, an dem echte Gefahren für Leib und Leben meilenweit entfernt sind. Tatsächlich jedoch ist der Weg in die nächste Notaufnahme oftmals nur einen falsch gehaltenen Cutter beim Öffnen von Kartons für das Auffüllen von Waren entfernt. Und gerade im Lager unterscheiden sich andere diesbezügliche Gefahren gar nicht von denjenigen in jedem Logistikbetrieb.
Stichwort Flurförderfahrzeuge als sehr gutes Beispiel. Natürlich kommen nur in wenigen Geschäften vollwertige Gabelstapler mit Verbrennungsmotor zum Einsatz. Kleinere Elektrostapler aber, und die omnipräsente „Ameise“ gibt es zuhauf.
Mit ihnen können dieselben Gefahren einhergehen wie mit ihren großen Verwandten. Dementsprechend sind die diesbezüglichen Sicherheitsregeln absolut universell – ganz besonders dort, wo es um das Fahren und Anheben geht. Und was die anderen Gefahren anbelangt: Es wird immer eine Einweisung geben. Bei solchen Veranstaltungen sollten alle Sinne geschärft sein, selbst wenn manche Ratschläge offensichtlich sein sollten. Es geht hier nicht zuletzt um das Einhalten von Gesetzen und Haftungsfragen.
Die Balance beim Gossip finden
Sowohl in Städten als noch viel stärker auf dem Land sind Lebensmitteleinzelhändler davon geprägt, wichtige Gemeinschaftszentren zu sein – mit einem teilweise besonderen Verhältnis von Stamm- zu Gelegenheitskunden.
Eine wichtige Regel für Azubis lautet hier, sich möglichst die Gesichter und Namen einzuprägen. Mit den Monaten und Jahren kann es so gelingen, ein sehr persönliches Verhältnis zu den Kunden aufzubauen – was viele von ihnen allerdings auch erwarten, wenn sie so häufig diesen einen Markt aufsuchen.
Eine weitere wichtige Regel ist das Thema Gossip: Dieses Verhältnis verleitet viele Kunden dazu, mit den Marktangestellten ähnlich frei zu sprechen wie mit beliebigen anderen Bekannten – für manche sind die Angestellten sogar wichtige und teilweise die einzigen Sozialkontakte. Entsprechend wird häufig das Thema Klatsch und Tratsch aufs Tableau kommen.
Unser Tipp: Sich dem zu verweigern, ist fast nicht möglich, ohne solche Kunden zu verbrämen. Wenn, dann sollten Azubis aber sehr vorsichtig sein und eine passive Rolle einnehmen. Also ruhig den Kunden erzählen lassen, aber es bloß nicht weitertragen oder durch Worte in irgendeiner Form bewerten. Ganz besonders nicht, wenn es um Dritte geht. Hier muss ein guter LEH-Azubi ein wenig wie ein guter Friseur agieren. Der braucht ebenfalls jede Menge Feingefühl im Umgang mit solchen Gesprächen.
Immer Ersatzkleidung im Spind haben
In vielen modernen Märkten besteht die Arbeitskleidung oft nur aus (häufig frei wählbaren) Einzelteilen, die zur normalen Kleidung getragen werden. Beispielsweise Polos, Hemden, Blusen oder Westen in Unternehmensfarben und mit Logo.
Und weil das tägliche Geschäft im Lebensmitteleinzelhandel nicht gerade schmutzig ist, ist es durchaus möglich, Stücke mehrere Tage nacheinander zu tragen. Aber: Dennoch sollte es immer einen zur Jahreszeit passenden Ersatz im Spind geben. Irgendwann wird der Moment kommen, an dem beim Einräumen eine Bierflasche platzt oder das Wetter im Tagesverlauf so warm wird, dass der Schweiß fließt.
Gute LEH-Mitarbeiter haben just deshalb nicht nur Ersatz-Arbeitsbekleidung im Spind, sondern zudem eine frische Hose, Waschlappen, Handtuch und ein Deo.
Niemals schlechte Emotionen zeigen
Es ist kurz vor Ladenschluss am Ende eines wirklich arbeitsreichen Samstags am Monatsanfang. Einer derjenigen Tage, an denen jeder Marktangestellte wirklich froh ist, wenn der letzte Kunde durch die Schiebetür verschwunden ist.
Kurz zuvor passiert einer dieser typischen Momente: Jugendliche lassen eine Glasflasche fallen, ein unbeaufsichtigtes Kind reißt eine Packung Frühstückscerealien auf und verstreut den Inhalt – es gibt verschiedene Ausprägungen dieser Momente. Immer gehören sie zu derjenigen Sorte Problemen, die man nach einem solchen Arbeitstag wirklich nicht noch als „Krönung“ benötigt.
Sich darüber zu ärgern, ist verständlich und menschlich. Dennoch gehört es zu einem wirklich guten Auszubildenden, selbst dann noch die Nerven zu behalten. Das bedeutet ein freundliches „kein Problem, kann ja passieren“ gegenüber dem Kunden – selbst, wenn es noch so schwerfällt. Sich im Kollegenkreis Luft machen kann man immer noch, wenn das Tagesgeschäft beendet ist. Bis dahin muss jedoch gelten: Profi ist immer Profi, egal wie hart und lang der Tag war.
Übrigens: Auch wenn die aktuelle Erfolgs-Mockumentary „Die Discounter“ sicherlich viel für die Bauchmuskeln liefert, so sollten Azubis daraus bitte nichts für die echte Arbeit mitnehmen.
Niemals Unwissenheit mit Mutmaßungen überdecken
Ein Lebensmitteleinzelhändler aus der Sicht eines Mitarbeiters ist sicherlich nichts, was man innerhalb weniger Tage in- und auswendig lernen kann. Wir sprechen hier im Durchschnitt von rund 12.000 Artikeln in einem Supermarktsortiment und bis zu 3.500 in einem Discounter.
Egal, wie sehr sich ein junger Auszubildender hier Mühe gibt,
- die Verfügbarkeit von bestimmten Produkten,
- ihr Vorhandensein im Sortiment,
- die exakte Lage in den Regalen und
- der genaue Preis
sind Dinge, die er schlicht noch nicht auswendig kennen kann; sowas dauert meistens mindestens einige Wochen, teils sogar Monate. Wohl aber wird es so manchen Kunden geben, der genau solche Informationen wissen möchte.
Hier lautet eine ganz grundsätzliche Empfehlung: Wenn man etwas nicht weiß, bitte niemals versuchen, es durch Mutmaßungen zu überdecken. Das birgt nur Risiken für eine Enttäuschung des Kunden, für die Vergeudung seiner Zeit und somit ein schlechtes Resultat seines Einkaufserlebnisses.
Es ist ganz einfach: Es gibt immer andere Kollegen und Vorgesetzte im Markt. Wenn man nicht eine sichere, erschöpfende Antwort geben kann, wird entweder der Kollege (etwa per Funk) gefragt, herbeigerufen oder persönlich aufgesucht. Am Ende muss jedoch der Kunde die exakte und korrekte Antwort auf seine Frage bekommen. Weniger darf es nicht geben.
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