Praxis-Tipps

“Jungen Generation” – sicherer Arbeitsplatz schlägt Karriere!

Dieser Beitrag ist Teil 119 von 119 in der Serie Basics des LEH

Blue Collar-Fachkräfte: Sicherer Arbeitsplatz schlägt Karriere

Foto: Edeka Wehrmann

Die derzeit intensiv diskutierten Fragen rund um Arbeitszeitverkürzung, Work-Life-Balance und die Ansichten der „jungen Generation“ über beruflichen Erfolg deuten darauf hin, dass traditionelle Vorstellungen von Arbeit und Karriere im Umbruch sind. Die aktuelle Studie “Arbeitswelt von morgen” von meinestadt.de in Zusammenarbeit mit dem Kompetenzzentrum Fachkräftesicherung (KOFA) des Instituts der deutschen Wirtschaft zeigt, dass Arbeitsplatzsicherheit für Fachkräfte mit Berufsausbildung immer mehr an Bedeutung gewinnt und der klassische Karrierebegriff ausgedient hat. Für die branchenübergreifende Studie hat das Marktforschungsinstitut bilendi im Juni 2024 insgesamt 3.052 Fachkräfte mit Berufsausbildung befragt.

Karriere ist kein Lebensziel für Mehrheit der Fachkräfte

Für Unternehmen auf der Suche nach zukünftigen Führungskräften dürften diese Zahlen überraschend sein: Für 60,1 % der befragten Fachkräfte ist Karriere kein wichtiges Lebensziel, nur 21,9 % streben eine Führungskarriere mit Personalverantwortung an.Der Karrierebegriff wird vor allem mit einem Gehaltssprung und der klassischen  Führungsrolle verknüpft, jedoch auch mit mehr Stress (47,6 %) und Leistungsdruck (40,3 %). Positive Aspekte wie mehr Anerkennung (30,9 %) und mehr Gestaltungsmöglichkeiten (23 %) werden dagegen nur von einer Minderheit genannt. Das Interesse an Weiterbildung ist aber groß: Die Mehrheit von 34,7 % möchte zwar keine Karriere, aber sich regelmäßig fachlich weiterbilden. Auch eine Fachkarriere können sich 14,0 % vorstellen.

Jüngere haben mehr Lust auf Karriere, Männer auch

Foto: BeSocial GmbH

Am wichtigsten ist die Karriere für die 18- bis 24-Jährigen: 25,3 % halten sie für ein wichtiges Lebensziel und liegen damit deutlich über dem Durchschnitt der Studie. Im Gegensatz dazu sehen 27,4 % der 65- bis 74-Jährigen in einer Karriere überhaupt kein Lebensziel.
Ein signifikant größerer Karrierewunsch der Männer lässt sich aus den Daten nicht ableiten. Allerdings zeigt die Studie, dass sich mehr Männer (26,8 %) als Frauen (16,7 %) eine Karriere im Sinne einer Führungsrolle vorstellen können.

Sicherheit wichtigstes Kriterium bei der Arbeitsplatz und Arbeitgeberwahl

Statt Karriere ist Blue Collar-Fachkräften vor allem Sicherheit im Job wichtig: 67,9 % nennen einen „langfristig sicheren Arbeitsplatz“ als wichtigstes Kriterium bei der Arbeitgeberwahl – noch vor einem hohen Gehalt und der Nähe zum eigenen Wohnort.
Für Sicherheit im Job sorgt an erster Stelle ein unbefristeter Arbeitsvertrag (77,7 %), gefolgt von einer pünktlichen Bezahlung (44,0 %) und einer krisensicheren Branche (41,6 %). Auch geregelte Arbeitszeiten und eine klare Überstundenregelung sind entscheidend für das Sicherheitsgefühl der Beschäftigten. Dagegen führen wirtschaftlicher Druck auf das Unternehmen, hohe Fluktuation und befristete Arbeitsverträge zu Unsicherheit am Arbeitsplatz. Fehlende Weiterbildungsmöglichkeiten und die Angst, mit den sich ändernden Anforderungen nicht Schritt halten zu können, verstärken dieses Gefühl.

Job hat hohen Stellenwert im Leben, ist aber keine Berufung

Foto: Lidl “obs/LIDL/Lidl”

80,5 % der Fachkräfte messen ihrem Job im Leben einen hohen Stellenwert bei. Doch dient er in erster Linie dem reinen Broterwerb: Mit 62,5 % gibt eine deutliche Mehrheit der Fachkräfte an, dass der Beruf „nur ein Job“, aber keine Berufung sei. Vor allem in den jüngeren Zielgruppen dient der Beruf mehrheitlich als Mittel zum Zweck der Existenzsicherung. Nur 33,0 % der 18- bis 24-Jährigen sehen im Job auch eine Berufung, bei den 65- bis 74-Jährigen sind es mit 54,7 % deutlich mehr.

Arbeitsplatz: Gehaltstransparenz schon in der Stellenausschreibung

Die EU-Richtlinie legt die Methode, in Bewerbungsverfahren für Transparenz zu sorgen, bislang nicht fest. Fachkräfte haben mehrheitlich aber eine eindeutige
Position: 54,4 % möchten, dass Bewerber schon in den Stellenanzeige über das zu erwartende Gehalt informiert werden. Nur 7,7 % bevorzugen dagegen eine E-Mail des Arbeitgebers.

“Unternehmen sollten sich verstärkt auf die sich ändernden Bedürfnisse der Fachkräfte einstellen”, rät Mark Hoffmann, CEO von meinestadt.de. “In einer Zeit, in der technologischer Fortschritt, Krisen und gesellschaftlicher Wandel die Lebens- und Arbeitswelten tiefgreifend beeinflussen, wird es im Recruiting wichtiger denn je, die Prioritäten der Fachkräfte in Deutschland zu kennen und zu berücksichtigen.”

3 Tipps für Arbeitgeber: 

1. Sinnstiftung und Zielgruppe 55+ in den Blick nehmen

Menschen empfinden ihren Job als Berufung, wenn sie erleben, dass sie im Job etwas bewirken können und der Beruf Teil der Identität wird. Diese Begeisterung lässt sich nicht von oben herab diktieren, sondern kann nur durch strategische Maßnahmen aus dem Inneren des Unternehmens heraus wachsen. Und natürlich suchen sich Fachkräfte im Laufe ihres Berufslebens eben solche Arbeitgeber aus, bei denen sie sich entwickeln und ihre Stärken ausspielen können. Das zeigt sich auch an der Zielgruppe 55+, die ihren Job signifikant häufiger als Berufung betrachtet als ihre jüngeren Kolleg:innen. Um Fachkräfte langfristig halten zu können, sollten Arbeitgeber entsprechende  Maßnahmen ergreifen, die mehr Flexibilität, Selbstbestimmung und  Wertschätzung ermöglichen. Es lohnt sich daher, als Recruiter:in gezielt die Zielgruppe 55+ zu adressieren.

2. „Karriere“ ist vielschichtig – der Begriff hat jedoch ausgedient

Der traditionelle Karrierebegriff und die oft damit verbundene Führungsverantwortung sprechen nur eine Minderheit der Fachkräfte an und werden überwiegend mit Stress assoziiert. In Stellenanzeigen favorisierte Formulierungen sind dagegen „Weiterkommen – auch ohne Führungsverantwortung“  und „Wir fördern gute Ideen“.
Der Schwerpunkt der Arbeitgeber-Kommunikation sollte auf der Entwicklung von Kompetenzen, positiven Arbeitsbeziehungen und der Sinnhaftigkeit der Arbeit liegen. Dies spiegelt die vielfältigen Vorstellungen der Fachkräfte von beruflichem Erfolg wider und spricht eine breitere Zielgruppe an, die nicht ausschließlich an einem linearen Aufstieg interessiert ist.

3. Das 1×1 der Fachkräfteansprache: Jobsicherheit vermitteln

Jobsicherheit schafft Ruhe, Stabilität und finanzielle Sicherheit und fördert das Wohlbefinden und die Gesundheit der Arbeitnehmer:innen. Sie stärkt aber auch die Bindung an das Unternehmen. Wenn Beschäftigte das Vertrauen haben, dass ihre Position sicher ist, sind sie eher bereit, sich aktiv am Erfolg des Unternehmens zu beteiligen. Unternehmen sollten daher darauf bedacht sein, ihren Mitarbeiter:innen eine sichere und stabile Arbeitsumgebung zu bieten, um deren Potenzial freizusetzen und langfristigen Erfolg zu gewährleisten. Hier kann bereits bei der Jobsuche angesetzt werden, um  Vorteile und Sicherheitsfaktoren klar zu kommunizieren.

Alle Ergebnisse im kostenlosen Whitepaper “Arbeitswelt von morgen” auf meinestadt.de/studiendownload

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Foto: Archiv Supermarkt Inside und wie gekennzeichnet.

Content: Pressemitteilung von meinestadt.de GmbH vom 2.10.2024

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