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Das Amtsgericht Essen hat am 01. Februar das Insolvenzverfahren über die letzte große deutsche Warenhauskette Galeria eröffnet. Das Bangen geht für viele Beschäftigte weiter.
Die Warenhauskette Galeria- Karstadt– Kaufhof durchlief vor mehr als zwei Jahren schon einmal ein Insolvenzverfahren. Damals waren ca. 40 von 172 Filialen geschlossen worden, wobei rund 5000 Mitarbeiter ihre Arbeitsstellen verloren. Welches Haus nun überhaupt geschlossen wird, ist noch völlig unklar. Man rechnet ab März mit mehr Details. So geht das Bangen für viele Beschäftigte erst mal weiter. Bis zu diesem Zeitpunkt müssen auch noch viele Gespräche mit den Vermietern geführt sein, um dann mehr Klarheit zu haben und ob eventuell Mieten gesenkt werden können.
Mehr Kapital für Modernisierungen notwendig.
Für Investor René Benko ist der 1. Februar ein guter Tag gewesen. In einem Wiener Korruptionsprozess wurde er frei gesprochen und nun hilft ihm der Staat weiter bei dem klammen Kaufhauskonzern. Der Bund wird von seinen 680 Millionen Euro, die er Galeria Karstadt Kaufhof geliehen hat, wohl so gut wie nichts zurückbekommen. Auch der Galeria-Eigentümer Signa ist wohl mit Benko bereit, ca. 200 Millionen Euro an Kapital bereitzustellen, wenn der Insolvenzplan durchgeht.
Auch die Gewerkschaft verdi begrüßt das und appelliert an die Verantwortung Benkos für Tausende Arbeitsplätze. Hier sind jedoch für ein Überleben der Warenhäuser dringend Modernisierungen und neue Konzepte nötig.
Das neue Motto soll nun “Restrukturierungskonzept” lauten. Ziel dabei ist auch, dass sich Galeria besser und vor allem eindeutigen in den verschiedenen Regionen aufstellt. Das bedeutet auch, dass die Waren und Sortimente viel stärker auf die örtlichen Bedürfnisse angeboten werden müssen. Fakt ist leider aber auch, dass besonders in der Zentrale in Essen Stellen abgebaut werden. Bei den Filialen ist alles noch sehr ungewiss.
Galeria in Kassel als Vorbildfunktion?
Eine mögliche Veränderung vieler Galeria– Häuser könnte eventuell das Projekt in Kassel sein, dass Ende 2021 neu gestaltet wurde. Unter dem Namen „Kassel Service Point“ ist es bundesweit die erste Pilot‐Filiale der neuen Galeria mit der Konzeption als „regionaler Magnet“. Klassischer Handel ist in diesem Projekt gut vereint mit Gastronomie und kommunalen Dienstleistungen. Die Dienstleistungen beinhalten vor allem solche, die Stadtverwaltung und städtische Unternehmen für ihre Kunden vorhalten. Diese innovative Zusammenarbeit ist deutschlandweit ein einzigartiges Modell und zeigt auf, welche Möglichkeiten Handel und Kommunen gemeinsam bei der Gestaltung attraktiver Innenstädte haben. Dazu gehört in Kassel auch ein gut geschultes Personal und moderne Kommunikationstechniken.
Eventuell eine gute Chance, die noch weiter bestehenden Galeria-Filialen auf dieses moderne Konzept um zu stellen. Auch die Einbindung wie in der Modellfiliale in Kassel, von Versicherungen, Reinigungen oder anderer bürgerrelevanten Einrichtungen könnten erfolgreich sein.
Unsicherheit bleibt nach wie vor.
Aktuell steht nun nicht fest, welche Filiale weiter betrieben und welche geschlossen werden. Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, die das Unternehmen verlassen müssen, sollen eine Abfindung von zwei Monatsgehältern bekommen, maximal allerdings 7500 Euro, laut dem Gesamtbetriebsratsvorsitzenden Herrn Jürgen Ettl.
Bis zum 6. März haben nun die Gläubiger Zeit, ihre Forderungen geltend zu machen. Zu den Großgläubigern gehören die Bundesagentur für Arbeit, der Wirtschaftsstabilisierungsfond, Banken und Vermieter. Die Lieferanten von Galeria sind nicht so stark betroffen, da diese viele Waren unter Eigentumsvorbehalt abgesichert hatten. Dazu kommt auch, dass es wohl keine weiteren Staatshilfen geben soll. In der Corona-Zeit habe die Bundesregierung Galeria Karstadt Kaufhof zweimal mit insgesamt 680 Millionen Euro unterstützt.
Die Geschäftsführung mit dem Generalbevollmächtigten Arndt Geiwitz hat nun die Mammutaufgabe, die Restrukturierung des Unternehmens fortsetzen. Ende März gibt es eine große Gläubigerversammlung und man kann nur im Sinne der Beschäftigten hoffe, dass das traditionsreiche Unternehmen wieder in sicherere Häfen kommt.
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Foto: Archiv Supermarkt-Inside