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Leidenszeit geht zu Ende
Was müssen die deutschen Händler in den letzten Jahren aushalten, wenn es um das Thema Fleischqualität und die Bedingungen der Schweineaufzucht geht. Zu viel Antibiotika, zu wenig Platz, zu schmerzhafte Kastrationen und Schlachtungen und eine Menge Verletzungen und Hämatome an den Tieren. Die Händler standen gleichermaßen mit vorgenannten Vorwürfen in der Kritik, weil sie durch Ihre niedrigen Verkaufspreise auch keine Luft lassen für dringend notwendige Investitionen bei den Erzeugern. Damit soll jetzt endlich Schluss sein. Das Bundeslandwirtschaftsministerium will ab Anfang 2020 ein neues Tierwohllabel einführen, das die deutschen Händler und Erzeuger massiv unter Druck setzten wird. Die Kunden werden zu mündigen Entscheidern. Dieser will nämlich nicht mit einem schlechten Gewissen vom Lebensmitteleinkauf nach Hause kommen.
Tierwohl in drei Stufen
Die heutige gesetzliche Grundlage ist der derzeit geltende Mindeststandard. Dieser definiert den Platz mit mindestens 0,75 qm Stallfläche, die Erlaubnis des Schwänzekürzens zum Schutz der Tiere, die betäubungslose Ferkelkastration und großzügige Transportregeln. Diese Regeln gelten EU-weit. Die drei neuen aufeinander aufbauenden Stufen verbessern das Tierwohl sukzessive. Mehr Platz für die Tiere, Einschränkungen beim Schwänzekürzen, in der Kastration und beim Transport.
Für diese Stufen werden nun unterschiedliche Labels entworfen, die zukünftig auf den Fertigpackungen erscheinen. Wer zukünftig als Kunde das schlechteste Label kauft, handelt mit vollem Wissen. Wer zukünftig als Händler nur das schlechteste Label anbietet, wird ebenfalls zum Umweltschreck. Die Discounter, wie Lidl oder Aldi werden erfahrungsgemäß diese Initiative nutzen, um an ihrem durch die niedrigen Verkaufspreise angekratzten Image zu feilen.
Entsteht ein neuer EU-Standard?
Die deutschen Bauern werden schnellstens die teilweise notwendigen Voraussetzungen in Ihren Ställen schaffen. Sobald die Labels durch die EU frei gegeben sind, wird es losgehen. Bekannterweise ist Deutschland ein Schweinefleisch-Exportland. Der Druck auf die Bauern der Nachbarländer wird dadurch ebenfalls zunehmen. Schön wäre es für alle. Für die beruhigten Verbraucher, die gebeutelten Händler und Erzeuger und erst recht für die armen Schweine. Die Mehrkosten für das produzierte Fleisch wird sich wohl in Grenzen halten. Vielleicht kostet dann mal das Schnitzel auf dem Teller 50 Cent mehr. Diesen Aufpreis sollten wir aber in unserem so hoch entwickelten Land gerne auf uns nehmen. Es wird auch noch Generationen nach uns geben.
Was haltet ihr von dieser Entwicklung. Wird es helfen, das Tierwohl zu verbessern? Schreibt uns auf Supermarkt Inside oder unserem Facebook Account.
Bilder: Archiv Supermarkt Inside / sowie Grafiken des © BUNDESMINISTERIUM FÜR ERNÄHRUNG UND LANDWIRTSCHAF