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Steigende Lebensmittelpreise trotz sinkender Inflation – kann das sein?
Viele Grundnahrungsmittel sind zwischen Februar 2022 und Februar 2023 um 21,8 Prozent teurer geworden. Hier spielen mehrere Faktoren eine Rolle. Da sind zum einen die gestiegenen Energiekosten, teils versteckte Preiserhöhungen und auch die schwierige internationale politische Lage. Hier gibt es aber auch den Verdacht, dass manche Lebensmittekonzerne die hohen Inflationsraten für teils unangemessene Preiserhöhungen ausnutzen. Eine aktuelle Befragung von Allianz Trade, dem weltweit führenden Kreditversicherer, äußert jedenfalls starke Bedenken zu den aktuellen Lebensmittelpreisen. Das Ergebnis der Befragung lautet, dass mehr als ein Drittel des jüngsten Anstiegs der Lebensmittelpreise, nicht mit den traditionellen Treibern wie den Rohstoffkosten oder der Entwicklung der Energiepreise erklärt werden können. Die Vermutung, so geht aus den Ergebnissen weiter hervor, gäbe es Anzeichen für Gewinnmitnahmen und unzureichenden Wettbewerb besonders in den Warengruppen bei Herstellern von Milchprodukten und Eiern, sowie auch bei Obst und Gemüse. Ähnliche Aussagen kommen auch von den deutschen Verbraucherzentralen, die manche Preissteigerungen nicht nachvollziehbar halten. Weiterhin sei nun ein kritischer Blick der Politik und des Kartellamtes auf Handel und Lebensmittelhersteller notwendig.
Einzelhandel sieht auch Schuld bei den Herstellern.
Der Handel sieht auch eine große Schuld bei den großen Markenherstellern. Hier hatten schon die Verantwortlichen von REWE und EDEKA ihre Meinung dazu geäußert, dass wiederholt große Markenhersteller nicht nachvollziehbare Preiserhöhungen forderten. Gleiches kam vom Drogeriekonzern ROSSMANN. Diese Aussagen könnte Allianz Trade in seiner jüngsten Befragung nur bestätigen. Ergebnis war, dass insbesondere Lebensmittelhersteller mehr nach den Profiten gucken und die Preise wesentlich mehr erhöht sind, als der Einzelhandel.
Die Einzelhändler, so Allianz Trade weiter, hätten in Deutschland 2022 rund 18,8 Prozent gegenüber dem Vorjahr aufgeschlagen, der Lebensmitteleinzelhandel dagegen “nur” 12,6 Prozent. Ein deutliches Veto kam nun von der Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie, die alle Vorwürfe als substanzlos bezeichneten. Dazu passt es natürlich, dass sich nicht alle Markenhersteller die Vorwürfe der „ungerechtfertigten Bereicherung gefallen lassen. So wies zum Beispiel von Nestlé, dass ihre Gewinnmarge 2022 zurück gegangen sei und hunderte Millionen Euro von zusätzlichen Kosten, nicht an den Handel weitergegeben hatte. Hier gab es auch Unterstützung von Coca- Cola, die fast gleiche Aussagen tätigten.
Ein weiterer Großer der Konsumgüterindustrie Unilever betonte, dass man im letzten Jahr weder global, noch in Europa in der Lage gewesen sei, gestiegene Rohstoffpreise und Energiekosten einfach weiterzugeben. Auch Mars wies alle Vorwürfe zurück.
Kein Ende in Sicht? Steigen die Lebensmittelpreise weiter?
Fakt ist, dass aktuell viele große Händler in einigen Produktgruppen ihre Preise senkten. Nachdem in den vergangenen Monaten schon Butter und Kaffee wieder etwas günstiger wurden, senkten nun vor einigen Tagen große Händler wie NORMA, LIDL, ALDI oder auch KAUFLAND ihre Preise für zahlreiche Käseartikel vom Gouda bis zum Emmentaler dauerhaft. Hier wird als Grund, die gesunkenen Rohwarenpreise angegeben.
Die Hoffnung, dass es auch bei anderen Artikeln, wie bei Milch oder Obst und Gemüse kurzfristige Preissenkungen kommen, ist sehr unwahrscheinlich. Vom Verband der Milchindustrie kam die Aussage, dass die Molkereien gezwungen waren, die Preise anzuheben, da die Rohstoffpreise bei Milch stark angestiegen sind. Dazu kommen noch weitere erhöhte Kosten für Energie, in den Lieferketten und auch bei den Verpackungen. Eine kritische Aussage zur Allianz Trade- Befragung kam auch von der Bundesvereinigung der Erzeugerorganisationen Obst und Gemüse (BVEO). Die Vereinigung betonte, dass die Erzeugerorganisationen bei den aktuellen Obst- und Gemüsepreisen keine Gewinnmitnahmen ausnutzen.
Der Hauptgrund für höhere Preise beim Abverkauf an den Lebensmitteleinzelhandel, sind in der Regel meist in den Witterungsbedingungen zu begründen. Laut AMI-Frischeindex waren Paprika, Eissalat und Salatgurken aufgrund der kühlen Witterung in den Anbauregionen im Monat März 2023 nicht in den üblichen Mengen verfügbar. Trotzdem sei der Preisanstieg laut vorläufigen Angaben der Agrarmarkt Informations-Gesellschaft (AMI) noch unterdurchschnittlich. Für die Verbraucher und Verbraucherinnen bleibt also nicht anders übrig, als verstärkt auf Angebote der Discounter und Supermärkte mehr zu achten.
Was haltet ihr von diesem Thema? Bitte schreibt uns indes eure Meinung auf Supermarkt Inside.
Fotos: Archiv Supermarkt-Inside